362. Akt
Dem
aufmerksamen Instagram-Verfolger meiner Person ist vermutlich schon
meine neue Leidenschaft fürs Wandern aufgefallen. Bis ich in
meinen Schuhen bin, schreit blöderweise noch ganz viel in mir „Hey,
du hast ein cooles Laufband im Keller. Da gibt’s zwar keine Berge,
aber klasse TV-Programm. Vorausgesetzt, es gibt klasse TV-Programm.“
Hartnäckig
widersetze ich mich aber diesem Ausbremsmanöver meines inneren
Schweinehundes und begebe mich auf neue Pfade. Die frische Luft, der
Trainingseffekt und das ganze Grün tanken die Akkus auf, die ich
beim Sitzen am Laptop immer wieder tiefen-entleere.
Und
kaum bin ich unterwegs, kann mich nur noch wenig aufhalten. Um es auf
den Punkt zu bringen, hält mich nur eines auf. Und das sind Kühe.
Es ist mir wurscht, wie friedlich sie rechts und links am Wegesrand
grasen, ich habe immer das Gefühl, dass sie sich völlig
vorurteilend denken „So, wieder so ne Steak-Fresserin. Die mischen
wir gleich mal ordentlich auf.“
Es
klingt ja albern, und ja, es sieht auch albern aus, aber bevor ich da
auf Tuchfühlung gehe, ziehe ich es vor, den Hang in der direkten
Geraden zu nehmen. Egal, ob es sich anfühlt, als liefe ich gerade
stumpf eine Hauswand hoch. Doof ist natürlich auch, wenn man glaubt,
sich zur Not mal seitlich in die Büsche schlagen zu können, dann
aber feststellt, man hat nur Menthol-Taschentücher dabei. Da bekommt
die Blase des weiblichen Wanderers gleich mal eine unerwartete
Herausforderung in Sachen Ausdauer.
Wenn
man aber erstmal oben ist und beglückt ins Tal schaut, dann ist
alles toll. Man hat´s geschafft. Ist ein bisschen erschöpft. Mampft
seine Meerrettich-Frischkäse-Käse-Semmel mit einem breiten Grinsen
im Gesicht und meint vor Freude das „Heidi“-Lied anstimmen
oder zumindest eine Runde jodeln zu müssen.
Und
wenn ich dann wieder runter ins Tal laufe, dann hält mich nichts
mehr auf. Obwohl. Äh... dahinten sind Kühe. Ich muss woanders lang.
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