Montag, 19. Juni 2017

362. Akt

Dem aufmerksamen Instagram-Verfolger meiner Person ist vermutlich schon meine neue Leidenschaft fürs Wandern aufgefallen. Bis ich in meinen Schuhen bin, schreit blöderweise noch ganz viel in mir „Hey, du hast ein cooles Laufband im Keller. Da gibt’s zwar keine Berge, aber klasse TV-Programm. Vorausgesetzt, es gibt klasse TV-Programm.“
Hartnäckig widersetze ich mich aber diesem Ausbremsmanöver meines inneren Schweinehundes und begebe mich auf neue Pfade. Die frische Luft, der Trainingseffekt und das ganze Grün tanken die Akkus auf, die ich beim Sitzen am Laptop immer wieder tiefen-entleere.
Und kaum bin ich unterwegs, kann mich nur noch wenig aufhalten. Um es auf den Punkt zu bringen, hält mich nur eines auf. Und das sind Kühe. Es ist mir wurscht, wie friedlich sie rechts und links am Wegesrand grasen, ich habe immer das Gefühl, dass sie sich völlig vorurteilend denken „So, wieder so ne Steak-Fresserin. Die mischen wir gleich mal ordentlich auf.“
Es klingt ja albern, und ja, es sieht auch albern aus, aber bevor ich da auf Tuchfühlung gehe, ziehe ich es vor, den Hang in der direkten Geraden zu nehmen. Egal, ob es sich anfühlt, als liefe ich gerade stumpf eine Hauswand hoch. Doof ist natürlich auch, wenn man glaubt, sich zur Not mal seitlich in die Büsche schlagen zu können, dann aber feststellt, man hat nur Menthol-Taschentücher dabei. Da bekommt die Blase des weiblichen Wanderers gleich mal eine unerwartete Herausforderung in Sachen Ausdauer.
Wenn man aber erstmal oben ist und beglückt ins Tal schaut, dann ist alles toll. Man hat´s geschafft. Ist ein bisschen erschöpft. Mampft seine Meerrettich-Frischkäse-Käse-Semmel mit einem breiten Grinsen im Gesicht und meint vor Freude das „Heidi“-Lied anstimmen oder zumindest eine Runde jodeln zu müssen.

Und wenn ich dann wieder runter ins Tal laufe, dann hält mich nichts mehr auf. Obwohl. Äh... dahinten sind Kühe. Ich muss woanders lang.    

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