Samstag, 11. Februar 2017

331. Akt

Mann, mann, mann... zum Glück gibt es das ganze Social-Media-Gedöns erst seit ein paar Jahren. Vermutlich hätte ich mich sonst als Gründungsmitglied der „Anonyme Social-Media-Junkies-Gruppe“ registrieren lassen müssen.
Aus den gewollten mal zehn Minuten bei Facebook reinschauen oder oh, was bietet mir denn Instagram gerade Hübsches wird regelmäßig ein paralysiertes zwei Stunden Gesurfe. Man liest hier, kommentiert dort und bildet sich über den ein oder anderen Zeitgenossen eine völlig neue Meinung. Es gibt immer wieder was Lustiges, Spannendes oder Interessantes zu entdecken und – ja, okay, - auch mal den ein oder anderen seelischen/intellektuellen/geistigen Tiefflug.
Und das Allerschönste sind die Eitelkeiten. Das kann ich beruhigt schreiben, denn ich bin ja selber bekennender „Let me entertain you-Facebook-Freak“. Wenn jemand etwas mag, was ich gepostet habe, dann freue ich mich. Wurscht, ob es mir mit einem blauen Daumen oder Tage später in einer Kneipe mitgeteilt wird. 
Ich mache keinen Seelenstriptease und poste auch nicht jedes Essen. Drollig finde ich es allerdings, wenn Menschen ihre Fotos mit No-Filter-Ansage garnieren, auf denen sie vor lauter Photoshop gar nicht mehr zu erkennen sind. Ähnlich unterhaltsam, aber eher angezickt kommen dann Texte wie „Mir sind Likes- und Komplimente, im Gegensatz zu dir, total unwichtig“ rüber. Woraufhin dann ebenfalls bis zum Umfallen Bilder von Hund, Kind, Haus, Auto, Katz, Maus, Mann, Liebhaber und eigenem reichlich bearbeitetem Konterfei hochgeladen werden. Genau diese Leute sitzen dann vorm Rechner, warten was passiert und nehmen bei zuwenig Zuspruch rasch noch eine Handvoll ihrer Antidepressiva.
Was hätte ich alles gemacht, wenn es schon vor dreißig Jahren losgegangen wäre mit der Posterei? Hätte ich alle Ver- und Entlobungen, Eheschließungen, Namensänderungen mitgeteilt? Die Geburten von Sohn und Tochter in einer Live-Schalte übertragen? Die Likes und „Pressen! Du schaffst es!“-Kommentare mit Hilfe der Hebamme beantwortet? Ich weiß es nicht. Zumindest wäre mir eine Menge entgangen. Statt ständig den Blick aufs Handy zu haben, kam bei mir Natur und mein Umfeld noch völlig ungefiltert und lebensnäher an. Es war auch von Vorteil, auf dem Spielplatz erstmal nach dem Kind zu schauen, wenn es von der Schaukel fällt, anstatt zuerst das Geheule per Snapchat zu übertragen.

Ich habe weniger geteilt, dafür mehr für mich behalten. Und das beste ist: Ich habe es nicht durch einen kleinen Monitor zur Kenntnis genommen.

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