332. Akt
Irgendwie habe ich es bis heute
nicht kapiert. Was hat es zu bedeuten, wenn ein Sender zehn Hits am
Stück ankündigt? Ohne Werbeunterbrechungen, Nachrichten und das
übliche „wir sind ja so mords-drollig“-Tralala? Eigentlich erwartet man
dann ja, dass vielleicht mal ein paar Lieder back-to-back, also
faktisch hintereinander gespielt werden, ohne dass man zwischendurch
von super-sonnigen Moderatoren akustisch mit fröhlichem
„habt-ihr-schon-gehört? Wir sind die GEILSTEN!!!!“- Gekicher
penetriert wird.
Und dann sitzt man im Auto, hört
ein Lied und tatsächlich noch ein zweites und dann die Information,
wo man sich am besten die Augen lasern lassen kann. Ist das auch ein
Lied und ich kapiere es bloß nicht? Heißt: „ohne Unterbrechung“
so viel wie „ihr werdet die ganze Zeit Geräusche hören und
meistens ist es Musik“? Oder bedeutet zehn Hits am Stück bloß,
dass zwischendurch nicht noch Heino oder Roy Black aufgelegt wird? Wobei das ja durchaus auch Hits sein können. Bloß für eine andere Zielgruppe.
Manchmal
habe ich generell das Gefühl, dass einige Stationen nur noch über
eine handvoll Musiktitel verfügen. Ich höre einen Song auf dem Weg
zum Tanken. Ich tanke. Kaufe Gummibärchen. Schaue verträumt eine
Weile aus dem Fenster. Überlege, an welcher Zapfsäule ich getankt
habe. Schaue nochmal nach, um sicher zu gehen, dass ich nicht die
Rechnung von dem dicken Cayenne gegenüber bezahle. Suche meine
Kreditkarte. Bezahle und laufe gemächlich zurück zum Auto. Zwei
Minuten nach erneutem Anlassen fängt das gleiche Lied quasi schon
wieder an. Hallo??? Ich habe da drinnen keine Magen-Darm-Infektion
auskuriert und bin Stunden oder Tage später wieder zum Auto gewankt.
Ich war früher lange genug selber beim Radio und Begriffe wie
„High-Rotation“ sind mir durchaus noch geläufig. Aber das heißt
doch nicht, dass die Variationsfreude völlig abgeschafft werden
muss.
Na
ja, was soll´s. Wenn ich das nächste mal bei einer Lesung sage
„Jetzt kommen drei Geschichten am Stück“, dann schaue ich mal,
was meine Zuhörer machen, wenn ich zwischendurch einfach mal ein
Lied singe oder eine Wand streiche. Wobei? Besser nicht. Womöglich
gefällt einem das dann noch.
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